Fokus2017

Der digitale Blindenstock

Fokus nutzt aktuelle Technologien und Datenaustausch um den Alltag von Blinden um ein vielfaches angenehmer zu gestalten und um Probleme die im öffentlichen Raum entstehen zu eliminieren. Anhand meines Designprozesses, der sich grob in Recherche, Ideengenerierung und Lösungsfindung unterteilt, werde ich im Folgenden zeigen wie ich vorgegangen bin. Das Ergebnis ist ein fertig konzipiertes Produkt. Ich heiße Yannic Gräser und studiere im 3. Semester Digitale Medien an der HAWK Hildesheim.

Informationsbeschaffung

Der Bereich Mobilität für Blinde war für mich Neuland. Aus diesem Grund habe ich mich als erstes eindringlich damit beschäftigt wie sich Blinde durch öffentliche Räume bewegen, welche Hilfsmittel genutzt werden und wie sie funktionieren, wie im öffentlichen Raum zum Beispiel durch Infrastruktur auf die Bedürfnisse Blinder eingegangen wird. Um verschiedene Probleme und Abläufe im Alltag eines Blinden zu verstehen habe ich eine User Journey erstellt um zu analysieren wie momentan der Alltag aussieht. So konnte ich den aktuellen Problemen und Stärken näher kommen und Pain-Points analysieren. Außerdem habe ich mich im Rahmen der Informationsbeschaffung mit möglichen Konkurrenzprodukten beschäftigt. Allerdings konnte ich kein Produkt mit ähnlichen Ansprüchen und Ambitionen identifizieren.

Mir wurde relativ klar das ich zu Anfang ein grundlegende Entscheidung treffen musste. Will ich ein völlig neues Produkt entwickeln oder will ich den Blindenstock inkrementell verbessern? Der Faktor Zeit und die potentiell höhere Akzeptanz eines verbesserten Blindenstocks den der Nutzer schon kennt (ihm aber trotzdem einen Mehrwert bietet) im Gegensatz zu einem völlig neuen und erst zu erlernenden Produkt waren für mich die entscheidenen Argumente mich für einen inkrementelle Verbesserung zu entscheiden.

Als Informationsquellen dienten mir der Youtube-Kanal von Ypsilon, speziell dieses Video über öffentliche Verkehrsmittel, blindundmobil.de, Möglichkeiten der Mobilität blinder Menschen und PRO RETINA Deutschland e. V.

Ideengenerierung

Auf Basis der Probleme und Stärken die ich herausgearbeitet habe, habe ich dann Ideen generiert und nach sinnvollen technologischen Ergänzungen zum bestehenden Blindenstock gesucht. Diese Ideen und Technologien habe ich im Anschluss bewertet und mich für die Lösungen entschieden die meine in der Recherchephase herausgearbeiteten Probleme am besten lösen.

Lösungsfindung

Das Ergebnis der Ideengenerierung ist dieser Prototyp:

Er verfügt über diverse Sensoren die mit Dingen des Internet of Things, Beacons und anderer Sensorik im öffentlichen Raum kommunizieren. Zwei Buttons, die frei konfigurierbar sind, dienen zur Steuerung der verschiedenen Funktionen.

Die Funktionen im Überblick

Diese Funktionen teilen sich in drei Bereiche auf:

  1. Information

    • Abfahrtszeiten öffentlicher Verkehrsmittel
    • Informationen über verschiedene Blindenleitsysteme in der Fremde
    • Haltestellenauskunft
    • Leitung durch öffentliche Orte mit Hilfe von Beacons
    • Informationsbeschaffung durch NFC-Labels
  2. Aktion

    • Haltewunsch
    • Taxi rufen
    • Ampel betätigen
    • Anruf annehmen
    • Spracheingabe aktivieren
  3. Hilfe

    • Notruf absenden
    • Ortung per GPS
    • Abweichungen von „der Norm“ erkennen

Ein zusätzlicher Punkt der nicht nur indirekte Vorteile für Nutzer bietet sondern auch für Unternehmen interessant ist, ist die Datenerfassung durch die verbaute Sensorik. Über Cloud-Server können alle möglichen digitalen Geräte, aber auch die Blindenstöcke selber, auf diese Daten zugreifen.

Nachdem ich die Prototypen soweit ausgearbeitet habe, bin ich erneut die User Journey durchgegangen. Diesmal aber mit Fokus, meinem digitalen Blindenstock.

Wie in der User Journey zu sehen konnte ich die meisten Pain-Points eliminieren und so durch die Nutzung von aktuellen Technologien und Datenaustausch es ermöglichen den Alltag von Blinden um ein vielfaches angenehmer zu gestalten und Probleme die im öffentlichen Raum entstehen zu beheben.